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Thema des Tages
Ausgegeben vom Deutschen Wetterdienst. Neueste Meldung oben

Wetter aktuell

Vorsicht, kalte Aprilnächte!

Der April kommt derzeit deutlich unterkühlt daher. Wo es bereits
Luftfrost gab, wo Luftfrost in den kommenden Tagen droht und was das
beispielsweise für Auswirkungen auf die Natur beziehungsweise
speziell den Obstanbau hat, ist im heutigen Thema des Tages
erläutert.

Der diesjährige April zeigt einmal mehr, was er so alles auf der
Pfanne hat. Nachdem der Start in den zweiten meteorologischen
Frühlingsmonat in einigen Gebieten auf sommerlichem Niveau verlaufen
war, ist es mittlerweile zu kühl und teilweise stehen sogar
Schneefälle und Luftfrost auf der Agenda. Dies liegt vor allem daran,
dass nun, statt subtropischer Warmluft aus Nordafrika, polare
Kaltluft aus nördlichen Breiten einfließen kann. Diese erwärmt sich
zwar über dem Europäischen Nordmeer und der Nordsee etwas, aber
dennoch reicht es vor allem in höheren Lagen für Neuschnee und nachts
gebietsweise Luftfrost. In der vergangenen Nacht konnte sich die
Luftmasse beispielsweise im Norden und Osten des Landes deutlich
abkühlen, wodurch dort regional leichter Luftfrost auf der Agenda
stand.

Am kältesten präsentierte sich, Bergstationen ausgenommen,
Stechlin-Menz im Norden Brandenburgs mit -3,1 Grad. Aber auch in
Sohland an der Spree (Sachsen) und in Schipkau-Klettwitz
(Brandenburg) war es fast -3 Grad kalt.

Der Luftfrost stellt vor allem für die Pflanzenwelt ein Problem dar.
Nach den in diesem Jahr seit Ende Januar durchgehend zu warmen
Verhältnissen und teils Rekordwärme im ersten Aprildrittel ist die
aktuelle Pflanzenentwicklung ihrer Zeit weit voraus. Die Blüte von
Obstbäumen wie Süßkirsche und Apfel begann im Deutschlandmittel rund
14 Tage früher als im Mittel der letzten 30 Jahre.

Aktuell ist die Blütezeit der Süßkirschen in vielen Regionen bereits
beendet, während Apfelbäume vielfach noch in voller Blüte stehen. Die
Blüte und die jungen Früchte sind besonders empfindlich gegenüber
niedrigen Temperaturen. Dabei sind Frostschäden nicht nur abhängig
von den Temperaturen und der Entwicklungsphase, sondern auch von der
Obstart und der Obstsorte. Auch andere Faktoren wie z.B. die
Luftfeuchte, die Bodenfeuchte, die Bodenart und die Witterung vor dem
Frostereignis spielen eine Rolle.

Für den Obstbau werden je nach Sorte Lufttemperaturen zwischen -0,7
Grad und -4 Grad in 2 m Höhe als kritisch angesehen - wobei man hier
von einer Einwirkdauer des Frostes von 30 Minuten ausgeht.
Frostschäden von mehr als 90 Prozent treten allerdings erst bei
niedrigeren Temperaturen auf.

Bei Weinreben haben die frühsommerlichen Temperaturen im April zu
einem Wachstumsschub geführt. Verbreitet sind die Reben bereits
ausgetrieben, in milden Lagen sind auch schon die Rebblüten
(Gescheine) sichtbar. Zu diesem Entwicklungsstadium reichen schon
leichte Fröste im Bereich der Bogrebe (der gebogene bis horizontal
angeheftete Haupttrieb der Weinrebe) aus, um gravierende Schäden zu
verursachen. Je nach Erziehungsart liegt die Höhe der Bogrebe rund 70
cm über dem Boden. In wolkenarmen Nächten im April und Mai liegen die
Temperaturen in Höhe der Bogrebe üblicherweise etwa 1 bis 2 Grad
unter den Temperaturen in 2 m Höhe, daher sind bereits ab
Tiefstwerten von +1 Grad in 2 m Höhe Frostschäden an Weinreben
möglich!

Auch landwirtschaftliche Ackerkulturen können Schäden durch die
frostigen Nächte davontragen. In manchen Regionen durchstoßen die
Zuckerrüben- und Kartoffelkeimlinge aktuell die Bodenkrume. Zu diesem
Zeitpunkt sind sie besonders empfindlich gegenüber Frosteinwirkung.
Die bereits aktuell in schönstem Blütengelb leuchtenden Rapsfelder
können ebenfalls Frostschäden davontragen.

Eine teilweise Schädigung kann im weiteren Jahresverlauf unter
günstigen Bedingungen kompensiert werden. Totalausfälle sind jedoch
für die Landwirtschaft gravierend.

Somit könnten die Frostnächte von Sonntag bis Mittwoch in Deutschland
verbreitet zu möglicherweise massiven Schäden in der Landwirtschaft
führen. Das genaue Ausmaß der Schäden wird von der wegen
Unsicherheiten bei der Bewölkungs- und Windprognose noch nicht ganz
klaren Stärke und Einwirkdauer der Fröste abhängen. In den folgenden
Grafiken sind die prognostizierten Tiefsttemperaturen der kommenden
Tage dargestellt.

Während zunächst nur im Süden und in höheren Lagen Luftfrost erwartet
wird, steigt das Risiko im Tiefland vor allem ab der Nacht zum
Sonntag verbreitet an. Nur in einigen Flussniederungen Südwest- und
Westdeutschlands sowie bei auflandigem Wind im Küstenumfeld bleibt es
bei Tiefstwerten über dem Gefrierpunkt. Am Erdboden liegen die Minima
meist nochmals 1 bis 4 Grad tiefer.

Weitere Infos zu Spätfrösten sind auch im Hintergrundbericht "Globale
Erwärmung - höheres Risiko für Spätfrostschäden?" unter https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/aktuelle_meldungen/230406/spaetfros
t.html zu finden.

Dipl.-Met. Marcel Schmid in Zusammenarbeit mit der Agrarmeteorologin
Bianca Plückhahn und dem Agrarmeteorologen Andreas Brömser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.04.2024

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst



Wetter aktuell

Welttag des Malbec

Seit 2011 wird am 17. April der Welttag des Malbec gefeiert, einer
besonders dunklen Rotweinsorte, dessen Hauptanbaugebiet in
Argentinien liegt. Auch in Deutschland wird Wein angebaut und für die
Winzer hierzulande ist das aktuelle Wetter eine kleine
Herausforderung.

Vor über 170 Jahren beschloss der damalige Präsident Argentiniens,
sein Land im Weinbau voranzutreiben. Er beauftragte einen
französischen Bodenexperten, geeignete Weinreben zu pflanzen. Dieser
entschied sich nach etlichen Experimenten für die Malbec-Rebe, eine
dunkle Rotweinsorte, die kräftig-fruchtig schmeckt und inzwischen auf
der ganzen Welt bekannt ist. Vor Argentinien war Frankreich das
Hauptanbaugebiet für Malbec, dort sorgte aber eine Reblausplage für
eine kräftige Dezimierung der Weinsorte.

In Deutschland werden über 100 verschiedene Rebsorten angebaut. Davon
fallen etwa zwei Drittel auf Weißwein und ein Drittel auf Rotwein.
Der Malbec wird in Deutschland nicht im großen Stil angebaut.
Bekannte deutsche Rotweinsorten sind Dornfelder, Merlot und
Spätburgunder. Letztere besetzt etwa 11 Prozent der Gesamtrebfläche
in Deutschland und ist somit die beliebteste aller Weinreben. Bei den
Weißweinen ist der Müller-Thurgau mit 10,6 Prozent an der
Gesamtfläche die am häufigsten angebaute Sorte.

Wer Wein anbauen möchte, muss sich intensiv mit dem Boden und dem
Klima beschäftigen, denn Reben sind anspruchsvoll. Der Standort muss
sonnig sein und während der Frucht- und Blühphase müssen mindestens
15 Grad herrschen. Zudem erfordern Weinreben ein gutes Mittelmaß an
Niederschlag. Zu viel Regen lässt die Trauben sauer und teils auch
faul werden, zu wenig Niederschlag führt unter Umständen zu
schlechtem Wuchs.

Unser immer früher einsetzender Frühling lässt auch die Weinrebe
immer früher austreiben. Wenn es dann, so wie aktuell, zu einem
Einbruch kalter Luft kommt, sind die jungen Triebe oft schutzlos.
Winzer versuchen mit technischen Mitteln den Frost aus den Reben zu
vertreiben. Durch Winderzeugung sollen kalte und warme Luftschichten
vermischt werden, damit sich kein Frost in Bodennähe bilden kann.
Einige Winzer setzen in kleinen Anbaugebieten auch auf Frostkerzen.
Sie erzeugen durch Wärmeentwicklung einen Sog, der ebenfalls für
Durchmischung sorgt.

Nicht nur die Weinbauern haben zurzeit ihre liebe Not. Auch viele
Obstsorten wie Kirschen, Birnen und Äpfel blühen oder haben schon
geblüht. Wird es nun noch einmal frostig, sterben die befruchteten
Triebe ab. In den kommenden Tagen wird man also vielerorts Bauern und
auch Hobbygärtner sehen, die versuchen werden, ihre potentielle Ernte
zu schützen.
Wer mit Gärtnern und Anbau nichts am Hut hat, der kann dem Treiben
bei einem schönen Glas Rotwein - zum Beispiel einem Malbec -
entspannt zusehen.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.04.2024

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst





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